(Alle Photos: Pandora Republic)

Es ist eigentlich erschreckend, wie schnell die Welt vergisst, aber kaum jemand weiss heutzutage noch, dass BSA oder „Birmingham Small Arms“ nicht nur ein britischer Motorrad-Hersteller, sondern von den 1930er Jahren bis in die 1960er sogar der grösste Motorrad-Hersteller der Welt war, wozu auch die Anfang der 1950er Jahre erfolgte Übernahme von „Triumph Engineering Co Ltd“ nicht unwesentlich beigetragen hat. Aber nicht nur das, handelte es sich bei BSA um einen Mischkonzern, der alles Mögliche herstellte wie beispielsweise Maschinengewehre, Fahrräder oder sogar Automobile, so gehörte auch die illustre Auto-Marke „Daimler“ zum Konzern, der durchaus ein solches wirtschaftliches Schwergewicht hatte, dass man BSA heute wohl einen „Global Player“ nennen würde. 1972 war dann Schluss, BSA ging pleite und musste die Motorradproduktion einstellen, weshalb die hier angebotene 1971er „Thunderbolt“ die vorletzte ihrer Art ist, ein paar 1972er Thunderbolt sollten noch folgen, spätestens 1973 war der Ofen dann aber vollends aus. Und Schluss war nicht, weil die „bösen“ Japaner sich erdreistet hatten, u. a. eine Honda CB750 auf den Markt zu werfen, welche andere europäische und viel kleinere Hersteller wie beispielsweise Moto Guzzi oder Ducati, die von dem ursprünglichen wirtschaftlichen Potential BSAs eigentlich nur hätten träumen können, zwar vor Herausforderungen stellte, die aber gemeistert werden konnten, eben weil diese Herausforderungen auch eine gewisse befruchtende Wirkung hatten. Schluss war, weil sich BSA eine Reihe von schwerwiegenden Fehlentscheidungen leistete, deren Folgen dann irgendwann den ganzen Konzern – oder was davon übrig geblieben war – in den Orkus der Geschichte fluteten.

Das heisst aber nicht, dass BSA schlechte Motorräder fertigte, insbesondere die Gold Star, welche die Firma von 1938 bis 1963 fertigte, setzte Maßstäbe und darf deshalb durchaus als ein Inbegriff klassischer britischer Twins gelten. 1962 stellte BSA dann einen neuen 650er Motor vor, der zwar kompakter und kurzhubiger geriet, aber dennoch alle wesentlichen Merkmale des klassischen britischen Twin-Motor-Designs in sich trug. Ab 1971 teilte man sich mit Triumph den sogenannten Oil-in-Frame-Rahmen, der ein sehr solides Fahrwerk darstellt, und in den man dann den Motor von 1962, der immer mal wieder überarbeitet worden war, einsetzte.

Die hier angebotene Thunderbolt ist das Touring-Modell von BSAs 650er Familie, sie ist anders als ihre sportlichere Schwester, die Lightning, deren Brennräume durch zwei 30er Amal-Vergaser beatmet wurden, lediglich mit einem 28er Vergaser bestückt. Sie lässt es also um einiges gemütlicher angehen, was ja kein Fehler sein muss. Und wahrscheinlich ist auch diese gewisse Gemütlichkeit der Grund dafür, dass BSA werkseitig seinerzeit auf die Montage eines Drehzahlmessers verzichtete. Damit ist diese BSA eigentlich komplett, wobei es eine klitzekleine Besonderheit gibt. Ausgeliefert wurde die Thunderbolt nach Europa, die Maschine hat holländische Papiere, einen Km/h-Tacho und trug ursprünglich einen UK-Tank, der aber leider irgendwann mal stümperhaft lackiert worden war. Zufälligerweise wurde just, als wir uns der Thunderbolt annahmen in den Weiten des Internets – genauer: In Oregon/USA – der farblich passende US-Tank als NOS angeboten, welchen wir erstehen konnten. Der Tank hat äusserlich ein paar optische Mängel, war aber de facto nie in Gebrauch. Motor und Getriebe der BSA überliessen wir – wie bei allen britischen Maschinen – einem versierten Spezialisten für klassische britische Motorradtechnik zum kompletten Neuaufbau. Und natürlich kümmerte er sich auch um die bekannten zwei Schwachstellen des Twins, die Kurbelwelle, die bei grösserer Belastung durch ihr Verwinden im Verein mit dem rechten Hauptlager, welches ein Gleitlager ist, Probleme bereiten kann, und um die etwas schwachbrüstig ausgelegte Ölpumpe. Verbesserungen des Motors, die wir dann mit der Montage eines externen Ölfilters komplettierten. Beide Räder wurden ebenfalls in einer Fachwerkstatt überholt und neu eingespeicht. Wir kümmerten uns sodann um den Rest, sprich: Die Elektrik und den ganzen anderen nervigen Kram.

Herausgekommen ist ein solider englischer Twin, kein Renner zwar, aber immerhin ein charakterstarker Tourer. Und mehr wollte dieses Motorrad auch nie sein.

 

Arbeiten

Motor

Motor zerlegt, neu aufgebaut und neu abgedichtet.
Kurbelwelle nitriert, Hub- und Lagerzapfen geschliffen. Neue Pleuel von Thunder Ingeneering.
Ölpumpe neu (Hepolite), neuer externer Ölfilter.
Zylinder gehont, Kolben beschichtet, Kolbenringe von Wahl.
Zylinderköpfe komplett überholt. Neue Ventile und Führungen.
Vergaser gereinigt, teilweise neu bedüst, neu abgedichtet.
Neue Motorelektrik mit neuer elektronischer Zündung. Generator komplett getauscht.

Getriebe

Getriebe komplett überholt.

Fahrwerk

Räder überholt und neu eingespeicht. Bremsen vorne überholt.
Gabel überholt und neu abgedichtet.
Tank (NOS) innen gereinigt und neu versiegelt.

Diverses

Neuer Hauptkabelbaum. Neue Kette. Diverse Fehlteile ersetzt etc. etc..

Mehr in Kürze.